Lebenszyklusbetrachtung

[26.12.2020]

Als Mitunterzeichner unterstützt der B.A.U. den gemeinsamen Aufruf von 8 Initiatoren, den ganzen Lebenszyklus beim Bauen in den Blick zu nehmen. Der Aufruf kann hier runtergeladen werden (800kB), um ihn off-line zu lesen.

Unser konkreter Vorschlag für ein praktikables, unaufwändiges Nachweisverfahren, das gerade nicht zur Verteuerung des Bauens durch einen Nachhaltigkeitsnachweis (das scheinbar unaufhörlich wiederkehrende „Totschlagargument“) führt, ist: „Die öffentliche Hand“ soll einen Beispielkatalog (nach Gebäudetypen geordnet ähnlich wie z.B. BKI-Systematik mit klar definierten Banchmarks) erarbeiten lassen, an dem die ökologische Wertigkeit sich ohne aufwändigen Lebenscyclusanalyse leicht abschätzen lässt , da es auf die präzise Stelle hinter dem Komma nicht ankommt.

Ein Beispielkatalog also, in dem man ein mit dem eigenen Entwurf annährend vergleichbares Objekt sucht, für dessen Baukonstruktion man gerechnete Bilanzierungen in Ausführungsvarianten vorfindet. Anzustreben wären mind. 80 Varianten je Objekt – dessen Entwurf unverändert bleibt, jedoch die Material- und Technikkomponenten in den Varianten modifiziert werden!

Ergebnis ist dann eine Einschätzung/ Einstufung der ökologischen Wertigkeit des eigenen geplanten Objektes. Ein erster Ansatz wurde 2017 vom Bayrischen Landesamt für Umwelt unternommen. Hier das abstract (1,8Mb)– das „nur noch“ in größere Allgemeinverständlichkeit übergeführt und für andere Gebäudetypen fortgesetzt werden müsste.

Es ist die gesellschaftliche Verantwortung, Daten und Wissen über dieses wichtige Thema allgemein verfügbar bereitzustellen und zu verbreiten, von dem letztendlich alle (ob Bauherr oder nicht) betroffen sind und mit den Folgen umgehen müssen.

Wir sehen durch die im Netz kostenlos verfügbaren Kenndaten für Baustoffe (z.B. ökobau.dat / wecobis / EPD / eLCA / Nutzungsdauern von Bauteilen), dass „die öffentliche Hand“ – hier das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat mit dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen - hier schon einen Schritt in die richtige Richtung ging. Dieser Weg muss dauerhaft gepflegt und betreut werden, denn nur wenn die Daten permanent von hoher Qualität und aktuell sind, sind sie ein wertvolles Angebot.

Ferner regen wir an, ein durch die „öffentliche Hand“ finanziertes, dezentrales Netz von Kompetenzzentren (im Raster von ~30 x30 km) aufzubauen zur schnellen Informationsverbreitung. Das Netzt muss eng geknüpft werden, um die regional Bauenden und die örtlichen HandwerkerInnen in ihrem Wirkungskreis zu erreichen, die sich Wissen universitätsfern aneignen wollen oder müssen. Denn das ist doch unser Hauptproblem, das Wissen auf den Bau zu bringen! Selbstverständlich muss das Thema auch fester Bestandteil der Lehre sein/ bleiben oder werden.
Ebenso selbstverständlich müssen Anstöße und Anregungen auch im Netz verfügbar sein – hierfür gibt es bereits gute Beispiele von ausbaufähigen Portalen: s. Die virtuelle Baustelle der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) für Neubau und Sanierung.

Zu dem Aufruf, den ganzen Lebenszyklus beim Bauen zu berücksichtigen, führt die Deutsche Umwelhilfe (DUH e.V.) und der Bauwende e.V. am 28.01.2021 eine online-Diskussion, an der Sie auch gerne teilnehmen können (s. Veranstaltungshinweis)

Ferner möchten wir auf die architects4future-Petition aufmeksam machen, die bis zum 8.1.2021 mitgezeichnet werden konnte. Die Petition fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket für ein klima- und sozialverträgliches Bauen (Petition-Nr. 118228 vom 23.11.2020)